Weiterführende Literatur

SPRACH-BILDER VERSUS THEATER-BILDER. Möglichkeiten eines szenischen Umgangs mit den „Bilderwelten“ von Werner Fritsch (Lisa Marie Küssner) Tectum Verlag, Marburg 2006.

Werner Fritsch ist das, was man einen poetischen Topographen nennen möchte, der die Landschaft seiner oberpfälzischen Heimat in Sprache fasst, sie zur Figur werden lässt. Natur wird in Analogie gesetzt zum menschlichen Körper und seiner Sprache, die in ihm, aus ihm heraus entsteht und über ihn hinaus, in die Landschaft hinein wächst. So erhält eine Topographie in der Sprache einen neuen medialen Körper. Am Rezipienten ist es, den Sprung über die Sprache hinweg zu wagen, um zu den Bildern zu gelangen, die sie evoziert. In Sprach-Bilder versus Theater-Bilder? werden drei Theatertexte Fritschs auf die Bildhaftigkeit ihrer Sprache hin untersucht und – anhand der Inszenierungen von Thomas Krupa und Elmar Goerden – deren Übertragbarkeit auf die Szene analysiert. Der Cherubim-Monolog ist das Exzerpt des gleichnamigen Romans über den authentischen Bauernknecht Wenzel Heindl, der das poetische Wurzelwerk des Autors darstellt. Wondreber Totentanz. Traumspiel, eine Tragödie, deren Zentrum der Tod in vielerlei Gestalt ist, und Es gibt keine Sünde im Süden des Herzens. Höllensturz, ein Komödientext, der in einem Altersheim als Ort der Handlung die Frage nach dem Ursprung des Menschen verhandelt, bilden zwei sich ergänzende Gegenpole im Fritsch-Kosmos.

SPRACHE JENSEITS VON SPRACHE. Textanalysen zu Werner Fritschs STEINBRUCH, FLEISCHWOLF, CHERUBIM und CHROMA (Stefan Pokroppa) Aisthesis Verlag, Bielefeld 2003.

Es sind eigenwillige Texte, die Werner Fritsch wie elektrisiert in seine Tastatur hämmert. Sprachkunstwerke, die schockieren und verwirren, provozieren und anrühren gleichermaßen. Mit radikalen Mitteln führt der oberpfälzische Autor die Sprache an ihre Grenzen und darüber hinaus, um von dem zu erzählen, was jenseits dieser Grenzen liegt. Fritsch, dessen künstlerisches Repertoire Theaterstücke, Hörspiele und Filme umfaßt, zählt zu den herausragenden Literaten der Gegenwart.
In Sprache jenseits von Sprache geht Stefan Pokroppa der Poetik des Schriftstellers nach, geleitet von den Beobachtungen einer systematischen Analyse seiner grundlegenen Texte. Er veranschaulicht, wie Fritsch in Steinbruch seine Sprache auf alle möglichen Bedeutungen hin erschließt. Der Monolog des Rekruten beim Wehrdienst stellt den literarischen Befreiungsschlag des Schriftstellers dar. In dem Theaterstück Fleischwolf bietet Fritsch ein verdichtetes Zitat einer beim Militär und im Rotlichtmilieu gehörten Sprache dar. Dabei wird diese gleichsam wie in einem schamanistischen Ritual auf dem Altar der Kunst geopfert und gleichzeitig gerettet. In seinem Roman Cherubim setzt Fritsch dem alten Bauernknecht Wenzel Heindl ein literarisches Denkmal, indem er ihn Geschichten erzählen läßt, die seine Leser ins Paradies der Poesie entführen. Mit Chroma – Farbenlehre für Chamälions behandelt Pokroppa schließlich einen der neusten und kunstvollsten Texte von Werner Fritsch und gelangt so zu einer ersten literaturwissenschaftlichen Einschätzung der poetischen Entwicklung des in Berlin lebenden Autors.

SPRACHKÖRPER. Zur Relation von Sprache und Körper in der zeitgenössischen Dramatik – Werner Fritsch, Rainald Goetz, Sarah Kane (Anna Opel) Aisthesis Verlag, Bielefeld 2002.

Vor dem Hintergrund eines sich in den 80er Jahren abzeichnenden radikalen Bruchs mit dramatischen Konventionen (wie Figur, Handlungszusammenhang und Schaffen eines fiktiven Szenenkontextes) in den Theatertexten etwa von Heiner Müller und Elfriede Jelinek werden in der vorliegenden Untersuchung Theaterstücke der drei exponierten zeitgenössischen Autoren Werner Fritsch, Rainald Goetz und Sarah Kane einer intensiven Sprachanalyse unterzogen. Ein Ziel der Untersuchung ist es, die Konsequenzen dieses Traditionsbruchs für die aktuelle Theaterästhetik zu bestimmen. Der Arbeit liegt die These zugrunde, daß in den neueren Theatertexten die Figur als psychologische oder charakterliche Entität verdrängt wird von abstrakter konzipierten, vor allem sprachlich motivierten Formationen. Zur Bestimmung dieser Innovation wird der Begriff ‚Sprachkörper‘ eingeführt.
Erstmals wird hier ein wissenschaftlicher Zugriff auf die Gesamtwerke der genannten Dramatiker geleistet. An die Einführung in das jeweilige Gesamtwerk schließt sich die detaillierte Analyse eines exemplarischen Stückes an. Lektüreerfahrungen werden mit Beobachtungen bei Theaterinszenierungen der Texte konfrontiert. Daraus erschließen sich – trotz der ästhetischen Bandbreite, die sich aus der Verschiedenheit der dramatischen Entwürfe ergibt – signifikante Tendenzen einer aktuellen Theaterästhetik.